Dialogveranstaltung mit Minister Laumann

Die medizinische Versorgungslage in der Städteregion ist gut
Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier sprach in einer Veranstaltung der Senioren Union über Ärzteversorgung und die Krankenhaussituation in der Region

Alsdorf / Städteregion Aachen – Auch einen Gesundheitsminister kann es einmal erwischen. Karl-Josef Laumann, Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales in NRW, war auf Initiative des Senioren Union der CDU in Alsdorf zu einer Dialogveranstaltung zum Thema Gesundheit eingeladen. Kurzfristig hatte er sein Kommen wegen Krankheit absagen müssen. Die Teilnehmer der Veranstaltung nahmen es mit einer Portion Gelassenheit und richteten Genesungswünsche gen Düsseldorf. Der eine oder andere äußerte durchaus themenbezogen die Hoffnung, dass dem Minister alle benötigten Medikamente zur Verfügung stehen.

Denn um die Fragen der Medikamentenversorgung, der Ärzteversorgung in unserer Region und um Veränderungen im Krankenhausbereich drehte sich alles. Die Verantwortlichen der Senioren Union um Peter Büttgen hatten mit der Europaabgeordneten Sabine Verheyen, der Bundestagsabgeordneten Catarina dos Santos und Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier für mehr als gleichwertigen Ersatz gesorgt.

Zunächst ließ der Städteregionsrat die Gäste wissen, dass die Situation der Krankenhäuser in der Region gut ist und dies auch so bleiben soll. „Wir haben unseren Krankenhausbereich gut sortiert. Wir haben viele Bereiche, wo man sich untereinander abgestimmt hat, wer macht hier was. Ein schönes Beispiel sind die Krankenhäuser Eschweiler und Stolberg, die sich abgestimmt haben auf der einen Seite im Bereich Frauenheilkunde und auf der anderen Seite im Bereich Kinderklinik“, so Grüttemeier. Er wisse sehr wohl, dass man hier viele Kirchtürme überwinden müsse, aber es aus medizinischer Sicht nur so Sinn mache und appellierte, diese Dinge auch weiterhin vernünftig untereinander abzustimmen. Mit der Bitte, die gute Infrastruktur, hier in der Region nicht anzupacken und weiter Rahmenbedingungen zu schaffen, die unseren Krankenhäusern ein Überleben sichern, zielte der Städteregionsrat in Richtung der Gesundheitsministerien in Bund und Land. Wobei die deutlichere Botschaft in Richtung Bundesgesundheitsministerium ging: „Es kann nicht Aufgabe eines Bundesgesundheitsministers sein, auf einer Landkarte zu entscheiden, wo welches Krankenhaus sein muss. Das kann man vor Ort besser. Es ist die Aufgabe eines Bundes, die Rahmenbedingungen so zu schaffen, dass die Krankenhäuser auskömmlich sind, dass sie finanzierbar sind und vor allem, dass sie für die Menschen in der Region ein gutes medizinisches Angebot machen können.“

Auch zur Hausärzteversorgung in der Region gab der Städteregionsrat einen Überblick.
„Die Zeit, in denen es nahezu in jedem Dorf einen Hausarzt gibt, sind leider vorbei. Es gilt, andere Lösungen zu schaffen, die eine medizinische Versorgung gewährleisten“, so Grüttemeier. Um dies zu schaffen, habe man in der Städteregion ein Modellprojekt mit einem sogenannten Gesundheitskiosk gestartet. Die berechtigte Hoffnung bestehe, hiermit auch Modellregion für ganz NRW zu werden. So hätten CDU und Grüne seinerzeit im Koalitionsvertrag festgeschrieben, es solle drei Gesundheitsregionen in NRW geben. In diesem Projekt selber gehe es um mehrere Komponenten. Eine davon sei die Einführung einer Gemeindekrankenschwester. Sie könne dann medizinische Hilfe leisten, wo man nicht direkt ein Krankenhaus aufsuchen oder einen Rettungswagen alarmieren müsse. Hierzu gelte es jedoch, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Damit würde aber zumindest wieder eine medizinische Grundversorgung in jedem Dorf gewährleistet.
Flächendeckende Medikamentenversorgung
Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach hatte am Tag der Veranstaltung im ZDF bei Markus Lanz noch gesagt, dass derzeit etwa 500 Medikamente in Deutschland nicht zur Verfügung stehen. Auf dieses Thema, flächendeckende Medikamentenversorgung, ging Catarina dos Santos, CDU Bundestagsabgeordnete aus Eschweiler, ein. Sie macht beim Bund eine eher zögerliche Herangehensweise an die Problematik aus. Europa habe hier früher reagiert und den Handlungsbedarf und die Notwendigkeit des Umdenkens erkannt. „Europa hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Herstellung und die Beschaffung von Medikamenten möglich sind in den Ländern. Die Länder haben dafür zu sorgen, dass die Dinge bei ihnen auch umgesetzt werden“, so die Bundestagsabgeordnete. Im Bund sehe sie zurzeit eher einen zaghaften Versuch, aber noch keinen Punkt, wie man dort hinkomme.

Die Europaabgeordnete Sabine Verheyen verdeutlichte, dass das Thema nicht neu sei, bei der Corona-Pandemie deutliche Versorgungsengpässe bestanden und Europa nicht in der Lage war, alle Menschen mit Masken zu versorgen. Und auch deshalb sagte sie, dass man auf europäischer Ebene viel mehr kooperieren und sich auch einmal an die eigene Nase fassen müsse, warum zum Beispiel in den Niederlanden oder in anderen europäischen Ländern Fiebermedikamente für Kinder zur Verfügung standen, in Deutschland jedoch nicht.

„Und wir müssen in Europa damit anfangen, auch die Produktion von Medikamenten nach Europa zurückzuholen. Unsere (Anm.: der Europäischen Union) Strategie derzeit ist, für die wesentlichen, die substantiellen Stoffe, die wir für die Medikamentenproduktion benötigen, eigene Herstellungs- und eigene Produktionskapazitäten aufzubauen, damit zumindest keine ausschließliche Abhängigkeit von Indien oder China besteht“, so Verheyen. Dafür müsse man das Umfeld für Chemieunternehmen in Europa wieder attraktiver machen. Bürokratische Hürden und strenge Auflagen stehen dem aber zurzeit entgegen. „Wir brauchen eine europäische Politik, damit die Grundversorgung mit den wichtigsten Medikamenten gewährleistet ist“, sagte Verheyen und bekam dafür die breite Zustimmung des Publikums. Das hätte gerne noch den Minister gefragt, wie es denn derzeit in NRW mit der Medikamenten- und der Krankenhausversorgung aussieht. Aber der war entschuldigt. Siehe oben.

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